Bundesweite Studie zu den Auswirkungen des terroristischen Anschlags am 07. Oktober 2023 auf j¨¹dische und israelische Communities in Deutschland

Der terroristische Angriff auf Zivilist*innen in Israel markiert f¨¹r die j¨¹dische und israelische Community in Deutschland?einen tiefen Einschnitt. J¨¹dinnen und Juden stehen vor der Aufgabe, die Folgen des Angriffs, die gesellschaftlichen Reaktionen auf den Terror und Krieg in Israel und im Gazastreifen und die erh?hte antisemitische Bedrohungslage zu bew?ltigen. Durchgef¨¹hrt wird die Studie am gemeinsamen Forschungsbereich des Kompetenzzentrums f¨¹r antisemitismuskritische Bildung und Forschung und der FH Potsdam. Die Studie ist multimethodisch angelegt.  Mit narrativen Interviews, Gruppendiskussionen und der Dokumentation von Selbstbeobachtungen werden die Wahrnehmungen, Deutungen und Auswirkungen der Phase seit dem 07. Oktober 2023 aus j¨¹dischen Perspektiven erhoben. Dabei werden Ver?nderungen der Verarbeitungsprozesse im zeitlichen Verlauf und im Zusammenhang mit fr¨¹heren und aktuellen Erfahrungen mit Terror und Krieg rekonstruiert. Die Interviews werden auf Deutsch, Englisch, Hebr?isch und Russisch gef¨¹hrt. Neben Interviews mit Erwachsenen aller Altersgruppen beinhaltet das Sampling auch Interviewgespr?che mit Kindern und Jugendlichen sowie Gruppendiskussionen mit Sch¨¹ler*innen j¨¹discher Schulen. Die qualitativen Daten werden mit interpretativen und tiefenhermeneutischen Verfahren analysiert.

Das Erkenntnisinteresse der Studie betrifft folgende Forschungsfragen: 

• Wie wirken sich die Ereignisse seit dem 07. Oktober 2023 auf das k?rperliche, psychische und soziale Wohlbefinden sowie den Alltag von J¨¹dinnen und Juden verschiedener Herk¨¹nfte und Altersgruppen in Deutschland aus? 
• Inwieweit machen J¨¹dinnen und Juden in Deutschland Diskriminierungserfahrungen im Zusammenhang mit den ?ffentlichen Reaktionen auf den Terror gegen Israel seit dem 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg in Israel und im Gazastreifen? 
• Welche Rolle spielen die transgenerativen Weitergaben der Shoah, fr¨¹here Erfahrungen mit Terror, Vertreibung und?anderen Kriegen in der Wirkung und Verarbeitung der aktuellen Erfahrungen? 

Die im Sinne der Grounded Theory Methodology prozessorientiert angelegte Studie arbeitet mit einem Verst?ndnis von antisemitischer Gewalt und Diskriminierung als eine Form von kollektiver, gruppenbezogener Gewalt.?Der Begriff der kollektiven Gewalt beschreibt die Gewaltanwendung durch?Personen, die sich als Mitglied einer Gruppe sehen und andere Gruppen aus ideologischen Motiven?heraus angreifen, um damit politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Ziele durchzusetzen (vgl.?Wilkinson/Marmot 2003). Auf diese Weise trifft die kollektiv gerichtete Gewalt ganze Gemeinschaften und entfaltet ein traumatisches Potenzial (vgl. Auerbach?2022).?Menschen, die unter Ausgrenzung und Verfolgung gelitten haben, erleben oft noch Jahrzehnte danach vielf?ltige?Folgewirkungen (vgl. Mor¨¦ 2015). Es ist anzunehmen, dass sich Antisemitismus auf das psychische und soziale Wohlbefinden von Betroffenen nachhaltig auswirkt.?In der hiesigen Antisemitismusforschung wurden bislang?die Auswirkungen antisemitischer Diskriminierung und Gewalt auf den Alltag, das Wohlbefinden und die Gesundheit von J¨¹dinnen und Juden?bislang kaum?untersucht.?

Projektver?ffentlichungen

• Chernivsky, Marina/ Lorenz-Sinai, Friederike (2024): Der 7. Oktober als Z?sur f¨¹r j¨¹dische Communities in Deutschland. In: APuZ ¨C Aus Politik und Zeitgeschichte: Antisemitismus. 74 Jg., 25-26 2024. S. 19-24.
• Taz-Interview vom 20.04.2024 von taz-Redakteur Frederik Eikmanns mit Marina Chernivsky und Friederike Lorenz-Sinai: ?Ihnen begegnet emotionale K?lte¡°