Rückblick
Kriminologische Einblicke in London
Im Rahmen einer Studienreise vom 18. bis 21. Juni 2025 verbrachten Studierende der Sozialen Arbeit ein Tag an der University of Westminster, die Studierenden erm?glichte, tiefere Einblicke in das Feld der Kriminologie zu erlangen. Hier berichtet die Studentin Pia Enterlein von der Studienreise.
Studierende aus den beiden Werkst?tten ?Biografiearbeit“ bei Prof. Dr. Karin Borck und Michael Pifke und ?Beratung für Betroffene von rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Gewalt“ bei Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai waren im Juni zu Besuch bei unserer Partneruniversit?t, die School of Social Sciences der University of Westminster in London.
Gleich zu Beginn h?rten wir einen spannenden Vortrag von Dr. Andreas Aresti über sein Projekt und die Forschungsperspektive der Convict Criminology. Dabei geht es um partizipative Gef?ngnisbildung und -forschung, indem Studierende und Lehrende zusammen mit Gefangenen lernen und lehren. Gefangene k?nnen in diesem Rahmen auch einen Hochschulabschluss erreichen. Ziel ist es, die Perspektiven von aktuell oder ehemals inhaftierten Menschen in der Kriminologie und Gef?ngnisforschung einzubeziehen, und zwar als aktiv Teilnehmende und Mitgestaltende des akademischen Kurses. So sollen strukturelle Barrieren überwunden und Chancen auf Bildung erleichtert werden.
Im weiteren Verlauf haben die PhD’s der University ihre verschiedenen Projekt- und Forschungsarbeiten vorgestellt. Es ging zun?chst um das Erforschen unterschiedlicher Ans?tze von Gef?ngnis-Universit?ts-Programmen in Europa, um Bildungsangebote in Gef?ngnissen zu schaffen. Daran angeknüpft gab es wertvolle Insider-Perspektiven von Teilnehmenden dieser Programme. Weiterhin haben wir einen Einblick in die Forschungsarbeit über Selbstverabreichung psychoaktiver Pflanzen in indigenen Gemeinschaften in Mexiko bekommen sowie Einblicke in ein Projekt über K?rperarbeit von ?berlebenden sexuellen Missbrauchs in der Kindheit. Eine weitere Arbeit besch?ftigte sich mit den Erfahrungen von Frauen aus Minderheitsgruppen vor und w?hrend der Haft in ?sterreichischen Gef?ngnissen. Folgend h?rten wir noch weitere Vortr?ge, die sich speziell mit der Inhaftierung von Frauen und den damit verbundenen strukturellen Problemen besch?ftigten.
Dr. Wendy Fitzgibbon, eine Forscherin der University of Westminster, pr?sentierte die Methode ?Photo Voice“, die Teil von bereits mehreren ihrer Forschungsarbeiten in der Kriminologie war. Mit dieser Methode sollen Teilnehmende mit Kameras ihre Lebensrealit?t fotografisch dokumentieren, um soziale Dialoge anzusto?en, Empowerment zu st?rken und gegenüber Entscheidungstr?gern Geh?r zu finden.
Auch wir sind ins Tun gekommen und haben unsere Werkst?tten vorgestellt und praktische Beispiele und Methoden mitgebracht. So konnten wir gut mit den Studierenden ins Gespr?ch kommen und unsere Arbeit und Mini-Forschungen aka Sozialreports vermitteln.
Zum Abschluss luden uns unsere Gastgeber*innen auf ein kühles Getr?nk in den Park ein, in dem wir den Tag entspannt ausklingen lassen konnten.
Es war ein langer Tag mit viel spannendem Input und den verschiedensten Themen, dessen Verarbeitung und Austausch darüber noch einige Tage anhielt.
Auch im Hinblick auf unsere Werkst?tten fiel in unserer Reflexion auf, welch wichtige Rolle die individuellen Lebenssituationen und Biografien der inhaftierten Menschen für die Arbeit im Gef?ngnis und in der Kriminologie spielen. Andy und seine Studierenden zeigten uns auf, wie Forschung nicht nur analysierend, sondern auch gesellschaftlich wirksam sein kann, zum Beispiel durch die kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Strukturen und die Entwicklung neuer Konzepte zur Resozialisierung.
Die Exkursion bot den Zweitsemestern eine wunderbare M?glichkeit, eine ausl?ndische Uni und ihre Schwerpunkte für ein m?gliches Auslandssemester kennenzulernen. Darüber hinaus konnten wir Perspektiven und Denkanst??e über den Tellerrand unserer Hochschule erlangen, um sie gegebenenfalls für weitere Diskurse nutzen zu k?nnen.
Verfasst wurde dieser Rückblick auf die Studienreise von Pia Enterlein, Studentin der Sozialen Arbeit.