Interview
Aktionszentriertes Coaching: Handeln im Fokus
Im November 2024 startet die Weiterbildung ?Aktionszentriertes Coaching“. Im Interview erl?utert Prof. Dr. Karsten Krauskopf, wie szenische und spielerische Methoden im Coaching helfen, Handlungsalternativen zu entdecken und starre Muster aufzul?sen. Erfahren Sie, welche Zielgruppen angesprochen werden, welche Kompetenzen Teilnehmende erwerben und wie Peergruppenarbeit das Lernen intensiviert.
Julia Sammler (JS): Was ist Aktionszentriertes Coaching und wie unterscheidet es sich von anderen Coaching-Ans?tzen?
Karsten Krauskopf (KK): Beim Aktionszentrierten Coaching gehen wir vom Erleben der Personen aus. Durch die Anwendung szenischer und spielerischer Methoden ergründen wir das Zusammenspiel von Denken, Fühlen und Handeln durch Ausprobieren. Dieses Vorgehen begründet sich im humanistischen Psychodrama und macht sich zunutze, dass wir neue Handlungen in einer Art spielerisch erweiterten Realit?t ohne Gefahren ausprobieren k?nnen (so genanntes Probehandeln). Dadurch lassen sich für unsere Klient*innen die für sie stimmigsten Handlungsalternativen entdecken und starre Muster aufl?sen.
JS: Welche Expertise bringen Sie und Ihr Team in diese Weiterbildung ein und wie profitieren die Teilnehmenden davon?
KK: Alle Dozierenden haben langj?hrige Ausbildungen und Erfahrungen im Psychodrama mit jeweils eigenen Erg?nzungen und Vertiefungen in anderen therapeutischen und beraterischen Methoden. Das Zusammenspiel von Praxiserfahrung und der wissenschaftlichen Arbeit mit und an den verwendeten Methoden stellt eine besondere Kombination dar. Wir bieten kein starres Gerüst, sondern eine stabile aber hinreichend flexible Grundlage, damit die Teilnehmenden ihren eigenen Coaching-Stil erarbeiten k?nnen.
JS: Welche Zielgruppe spricht die Weiterbildung an und welche spezifischen Bedürfnisse dieser Zielgruppe werden dabei adressiert?
KK: Wir bringen Expertise aus verschiedenen psychosozialen und p?dagogischen Handlungsfeldern mit. Hier erleben wir, dass die Anforderungen an Führung, Selbstreflexion sowie Mitarbeiter*innen- und Selbstmanagement immer wichtiger werden. Diese Aspekte fehlen nach wie vor in den Ausbildungen und Studieng?ngen und gerade Führungskr?fte der Sozialwirtschaft suchen nach Unterstützung. Für Menschen, die eben diese Fach- und Führungskr?fte begleiten m?chten, wurde aktionszentriertes Coaching entwickelt.
JS: K?nnen Sie ein Beispiel geben, wie ein typisches Fallbeispiel aus dem Coaching-Alltag im Kurs behandelt wird?
KK: Typische Anwendungsbeispiele k?nnen z. B. Unsicherheiten bei beruflichen und/oder privaten Entscheidungen sein oder das Abw?gen zwischen dem, was man sich wünscht und dem, was einem realistisch notwendig erschient. In der Arbeit mit Gruppen kann es auch darum gehen, Führungskr?fte und Teams bei der Bew?ltigung von Konflikten zu unterstützen.
Ein typisches Vorgehen w?re, in und mit der Gruppe erst einmal gemeinsam auszuw?hlen, woran genau gearbeitet werden soll. Danach wird eine Szene in der ?erweiterten Realit?t“ der Coaching-Bühne verbildlicht, an der die aktuelle Frage konkret erlebbar wird. Hier ist dann die bewusste Einfühlung in alle unterschiedlichen Perspektiven und Impulse zentral. Das hei?t dann ganz konkret, sich in der Szene in die unterschiedlichen Positionen zu begeben und zu reflektieren, was jeweils bedeutsam ist. Dadurch k?nnen neue Impulse sowie ein Blick auf der Metaebene entstehen. Im Anschluss wird die Arbeit am Fallbeispiel zus?tzlich mit der gesamten Gruppe reflektiert, wodurch die entstandenen Impulse vertieft oder erneut erweitert werden k?nnen.
JS: Welche Bedeutung haben Peergruppen- und Einzelfallarbeit in der Weiterbildung und wie f?rdern diese das Lernen?
KK: Peergruppen- und Einzelfallarbeit sind in der Weiterbildung sehr wichtig, da sie das Lernen intensivieren. In Peergruppen k?nnen wir die Lerninhalte aus den Modulen praktisch üben und durch den Austausch vertiefen. Das Lernen wird durch die Wiederholung in der Kleingruppe gest?rkt. Au?erdem f?rdern Peergruppen den Zusammenhalt in der Gruppe, was die Lernatmosph?re verbessert. Teilnehmer*innen fühlen sich wohler und trauen sich mehr, wenn die Gruppe stark ist. Manchmal ist es auch einfacher, von Gleichgesinnten und anderen Lernenden Unterstützung anzunehmen. Dadurch werden Peergruppen zu einer wertvollen Erg?nzung in der Weiterbildung.
JS: Welche konkreten Kompetenzen und Qualifikationen k?nnen die Teilnehmenden am Ende der Weiterbildung erwarten?
KK: Eine zentrale Technik des Psychodrama ist der Rollenwechsel bzw. Rollentausch. D. h. wir kommen immer wieder an den Punkt zurück, sich aktiv und mit allen Sinnen in die Position einer anderen Person oder auch in konkrete Situationen hineinzuversetzen und auf die Suche nach dem stimmigen Bauchgefühl zu gehen. D. h. die Teilnehmenden bauen auch ihre eigene Wahrnehmung und Intuition aus, um die Coachees zu ermuntern verschiedene neue Ideen erst einmal zuzulassen; sie werden ihre eigene Haltung als Coaches finden. Am Ende der Weiterbildung werden die Teilnehmenden erlebt haben, dass mit Freude und Lachen echte Fortschritte erzielt werden k?nnen.
Das Interview führte Julia Sammler.