Die Entscheidung

Mein Studium hatte ich im Wintersemester 2020 begonnen, daher war der gr??te Teil davon nur online. Ich verbrachte viel Zeit nur in meinem Zimmer, vor meinem Computer und nahm an Zoom-Meetings teil. Gerade der soziale Aspekt des Studiums kam f¨¹r mich daher zu kurz. Als ich dann in der Cafeteria mit einer Kommilitonin sprach, kam das Thema Auslandssemester zu Wort und sie sprach an, dass das n?chste Semester ideal f¨¹r eben dieses w?re. Ich stimmte ihr zu und erinnerte mich daran, dass ich das ja auch vorhatte. Prompt sammelte ich also meine Arbeiten und erstellte meine Bewerbung. Zwei Stunden vor der Deadline hatte ich alles zusammen und reichte sie ein. F¨¹r mein Erasmus-Semester habe ich mich f¨¹r Barcelona entschieden.

Die Vorbereitungen

Da ich Spanisch in der Schule hatte, besa? ich bereits etwas Spanisch-Kenntnisse und auch ein Zertifikat ¨¹ber mein Sprachlevel. Meine Priorit?t war es, einen Ort zu w?hlen, der m?glichst anders aussieht als Deutschland. Daf¨¹r habe ich mir viele Videos zu den verschiedensten St?dten angeguckt und Barcelona stach f¨¹r mich mitunter heraus. Als ich mir dann noch die Website der Elisava angeschaut habe, war es schon eine entschiedene Sache. Zwar war mein Erstwunsch die Stadt Edinburgh in Schottland, doch w¨¹rde ich die sechs Monate in Barcelona gegen nichts im Leben eintauschen. 

Es war das erste Mal, dass ich komplett auf mich allein gestellt war, da ich zuvor nur bei meinen Eltern gewohnt hatte und nicht einmal ohne sie auf Reisen gegangen bin. Das N?chste daran war vielleicht eine 4-t?gige Fahrradtour mit meinen Freunden durch die Uckermark oder eine Klassenfahrt nach England in der 9. Klasse. Daher war ich ziemlich aufgeregt und wusste nicht, was auf mich zukommen w¨¹rde. 

Es war das erste Mal in Spanien f¨¹r mich und ich war am Anfang ziemlich verwirrt. Da ich Ende September dort landete und sich in Deutschland schon der Herbst breitmachte, war ich das pl?tzliche Sommerwetter in Barcelona nicht gewohnt. Dort angekommen wohnte ich die ersten f¨¹nf Tage in einem Hostel, wo ich mit finnischen Boxern in einem Zimmer schlief. Danach war mein WG-Zimmer fertig und ich konnte dort einziehen. W?hrend dieser Zeit habe ich auch mein Kolloquium f¨¹hren m¨¹ssen. Es war alles sehr chaotisch und lief nicht gut. Mein Feedback aus dem Kolloquium war, dass ich herausfinden soll, auf welches gestalterische Themengebiet ich mich nun spezialisieren wollte, wof¨¹r ich diese Zeit in Barcelona nutzen sollte und w¨¹rde. 

Als Vorbereitung f¨¹r meinen Austausch belegte ich einen Workshop, der mir mitunter zeigte, dass man besonders auf sein eigenes Verhalten schauen sollte, um mit Kulturschock und Stress klarzukommen. So fing ich an, immer ab und zu in mich hineinzuhorchen. Dies tat ich vorher nie und war daher ungewohnt f¨¹r mich. Doch es wurde zu einer Angewohnheit, die sich als sehr n¨¹tzlich f¨¹r mich erwies und ich in Zukunft beibehalten werde. Einfach mal kurz anhalten, schauen wie man sich f¨¹hlt und das eigene Verhalten im gro?en Ganzen betrachten.

Das Studium an der Hochschule

Die Uni dort war die Elisava School of Design and Engineering. Eine private Uni, an der jeder 10.000 Euro f¨¹r das Studium zahlen muss. Dieser Betrag galt f¨¹r vier Jahre Studium. Wenn man einen Kurs wiederholen muss, sind das auch wieder 1.000 Euro. Studierende dort berichteten mir, dass es nicht wirklich ?ffentliche Designstudieng?nge g?be und dies also ihre einzige Wahl war. Als Alternative g?be es wohl nur ein Kunststudium. Gl¨¹cklicherweise muss man das als Erasmus-Student nicht tun und nur den gew?hnlichen Semesterbeitrag zahlen. Zur Uni kam ich mit der Metro, es waren nur ein paar Stationen und dann ein 15-min¨¹tiger Gehweg durch das wirklich sch?ne gotische Viertel. Die Uni liegt direkt an La Rambla, einer ber¨¹hmten Stra?e, die normalerweise voller Touristen ist.

Der Lehrplan unterschied sich stark von dem an der FH. Es ?hnelte einer Schule, wo man jeden Tag erscheinen sollte und einfach das bekam, was es gab. Statt riesiger Vorlesungsverzeichnisse konnte man sich immer zwischen zwei Pfaden entscheiden. Die Kursgr??e und Atmosph?re waren aber sehr ?hnlich zu dem, was ich gewohnt war. Es wurde sehr verst?ndnisvoll auf die Erasmusstudierenden geachtet und ich f¨¹hlte mich trotz schlechter Spanischkenntnisse gut behandelt. Die Sprachbarriere war auch immer nur anfangs ein Problem. Wenn es sp?ter um das Gestalten ging, konnte man einfach Englisch mit dem Professor reden und sein Feedback abholen. Auch waren die anderen Studierenden alle sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Die t?glichen Kurse hatten aber auch den Vorteil, dass man immer mit denselben Menschen im Kurs sa? und es mir dadurch sehr einfach fiel, mit ein paar Leuten Kontakt zu kn¨¹pfen. Da Elisava in Trimestern angelegt ist, statt die f¨¹r uns ¨¹blichen Semestern, hatte man denselben Arbeitsaufwand in nur halber Zeit. Dies f¨¹hrte zu furchtbar viel Stress, vor allem am Ende der Trimester, doch brachten sie mir schnelles und effizientes Arbeiten bei. Leider war nicht alles in diesem Lehrplan wirklich n?tig und ich hatte das Gef¨¹hl, dass manches nur gelehrt wurde, damit man jeden Tag Material hat. 

Die Unterkunft

Zusammen mit sechs weiteren internationalen Studierenden wohnte ich in einer WG. Viele waren sehr schockiert davon, als ich ihnen davon berichtete, jedoch war ich sehr zufrieden dort. Sie kamen aus anderen europ?ischen L?ndern oder aus S¨¹damerika. Durch das gemeinsame Leben merkte man oft, dass Dinge, die man f¨¹r selbstverst?ndlich hielt, komplett anders in anderen Kulturen sind. Es war eine gute Atmosph?re dort. Wir freundeten uns alle gut an und unternahmen viel zusammen. So hatte ich also einen Einblick in den internationalen Lebensstil, vor dem ich in einem Workshop gewarnt wurde. Zwar ist es eine sehr sch?ne Erfahrung, doch lernt man wenig von der Kultur und den Leuten dieses Landes kennen. Gl¨¹cklicherweise fand ich aber auch Freunde an der Uni, welche alles katalanische Einheimische waren, wodurch ich ein gutes Bild auf ihre Kultur bekam. Sie zeigten mir ihr Essen, brachten mir ein paar Worte bei, erz?hlten von ihren Familien und zeigten mir, wie man in der Stadt zurechtkommt. 

Alltag und Freizeit

Barcelona als Stadt ist wundersch?n, der gro?e Anteil alter Architektur und der hohe Einfluss des Jugendstils machen die Stadt visuell wirklich ansprechend. Ein starker Kontrast zu Berlin. Sein einziger Makel ist meiner Meinung nach die Kriminalit?t. Man muss wirklich auf seine Sachen aufpassen. Die Taschendiebe wissen, was sie tun und so wurde auch mir mein Portemonnaie geklaut. Auch der Gro?teil meiner Mitbewohner wurde beklaut, doch abgesehen davon habe ich mich wirklich in die Stadt verliebt. 

Fazit und Tipps

Meine Freunde, die ich dort gefunden habe, werde ich sicherlich nicht zum letzten Mal sehen. Als Person und auch als Grafiker habe ich sehr viel gelernt und konnte mich stark weiterentwickeln. Ich h?rte immer Berichte von Erasmus und wie gro?artig es doch ist. Zwar war ich anfangs skeptisch, doch kann ich mich dem nur anschlie?en. Es ist bestimmt auch Gl¨¹ckssache, wie man diese Zeit im Ausland erlebt, doch kann ich es jedem nur empfehlen und kann stolz behaupten, dass diese sechs Monate in Barcelona die sch?nste Zeit war, die ich jemals hatte.