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Interview

?Social Justice und Diversity Training“ – Erfolge, Erkenntnisse, Visionen

Gudrun Perko und Leah Czollek beim Interviewgespr?ch
? Gudrun Perko

Leah Carola Czollek und Gudrun Perko sind die Begründerinnen des Konzeptes ?Social Justice und Diversity“. Seit 2012 führen Sie mit Mitgliedern ihres Institutes ?Social Justice und Radical Diversity“ an der ZEW Weiterbildungen durch, an denen Teilnehmer*innen gem?? diesem Konzept zu ?Social Justice und Diversity-Trainer*innen“ ausgebildet werden. Zum 30-j?hrigen Bestehen der ZEW beantworten Leah Carola Czollek und Gudrun Perko als wissenschaftliche Leiterinnen der Weiterbildung einige Fragen.

FZ: Die Zentrale Einrichtung Weiterbildung (ZEW) feiert dieses Jahr ihr 30-j?hriges Bestehen und der erste Weiterbildungskurs ?Social Justice und Diversity Training“, den Sie leiteten, fand bereits 2012 statt. Dieser Kurs z?hlt nicht nur zu den ?ltesten, sondern auch zu den gefragtesten Kursen der Weiterbildungseinrichtung. Wenn Sie eine Bilanz ziehen – auf welche Erfolge schauen Sie zurück?

GP: Den Weiterbildungskurs ?Social Justice und Diversity“ gibt es an der ZEW seit 2012 und er wurde hier von Anbeginn sehr interessiert und engagiert aufgenommen. Mittlerweile ist es der 24. Kurs, der bald zu Ende geht, drei weitere Kurse starten noch 2025, zwei sind für 2026 zus?tzlich bereits geplant. Wenn wir an 2012 zurückdenken, an die Bewerbung unserer Weiterbildung und das recht schnelle und immer gr??er werdende Interesse daran, wird deutlich, dass die Weiterbildung sehr gefragt ist. Es nehmen Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland daran teil, aber immer wieder auch aus ?sterreich und der Schweiz. Wir hatten zwischenzeitlich auch schon sechs Weiterbildungen parallel durchgeführt. Das ist für uns ein gro?er Erfolg und auch ein Erfolg der ZEW. Die angebotene Weiterbildung ist ja ein Alleinstellungsmerkmal der Fachhochschule Potsdam, d. h. diese Weiterbildung gibt es an keinem anderen Ort. Denn wir bilden Social Justice und Diversity-Trainer*innen gem?? unserem Konzept aus, wie wir es im ?Praxishandbuch Social Justice und Diversity“ (2012) und dann gemeinsam mit Mac Czollek und Corinne Kaszner (2019, Beltz/Juvenat Verlag) und in weiterführenden Artikeln beschrieben haben. Es geschafft zu haben, ein ganz spezifisches Diversity-Konzept so erfolgreich auf den Markt zu bringen und zu merken, dass es seit geraumer Zeit ein sehr gesch?tzter und weit verbreiteter Ansatz ist, freut uns vom Institut ?Social Justice und Radical Diversity“ sehr. Wichtig war und ist uns dabei aber immer, nicht stehenzubleiben, sondern unser Konzept zu überarbeiten, weiterzuentwickeln, im aktuellen Diskurs zu bleiben, was wir bis heute tun. Unser Erfolg ist also die Nachfrage unseres Angebotes, aber vor allem auch, dass die ausgebildeten Teilnehmer*innen die von uns eigens entwickelten Inhalte und Methoden des Konzeptes ?Social Justice und Diversity“ in verschiedenste berufliche Felder weitertragen – in sozialarbeiterische Bereiche, in soziale Projekte im Kinder-, Jugendlichen- und Erwachsenenbildungsbereich bis in politische Bildungsangebote in Krankenh?usern und Pflegeeinrichtungen, Universit?ten, Hochschulen, Schulen und Beh?rden oder Kunst- und Kulturbereiche. Wir freuen uns auch darüber, einige von den 30 Jahren der ZEW aktiv mitgestaltet zu haben.

FZ: Welche überraschenden oder herausfordernden Erfahrungen haben Sie im Verlauf der Trainings gemacht? Sind Ihnen dabei m?glicherweise Missverst?ndnisse oder Widerst?nde begegnet?

GP: Wenn wir einzelne Weiterbildungen Revue passieren lassen, so sind es weniger ?berraschungen denn Herausforderungen, die wir erlebt haben. In unserem Konzept arbeiten wir nicht moralisierend, nicht mit ?Lob und Tadel“, nicht mit Verboten und wir mussten immer wieder erfahren, dass diese Herangehensweise für manche Teilnehmer*innen zun?chst befremdlich war. So war manchmal eine Art Befremdlichkeit und Vorsicht bemerkbar, bis Teilnehmer*innen diesem Ansatz vertrauten. Zu Beginn unserer Weiterbildung war unser struktureller Ansatz noch nicht so bekannt wie heute; hier gab es zuweilen Herausforderungen, diesen zu vermitteln. Um zu verdeutlichen, dass bestimmte Menschen nicht ausschlie?lich Alltagsdiskriminierung erfahren, sondern diskriminierende Praxen tief in gesellschaftlichen Feldern verankert sind, haben wir diesen Fokus gelegt und den Begriff Strukturelle Diskriminierung entwickelt, d. h. die Verwobenheit und das Zusammenwirken der individuellen, institutionellen und kulturellen Ebene von Diskriminierung. Aber das l?sst sich in unserem Buch und Artikeln nachlesen. Was wir über die Jahre hindurch auch erlebten, war, dass es immer wieder neue Erscheinungen gab, mit denen wir uns intensiv auseinandersetzen mussten, beispielsweise die Einforderung einer Triggerwarnung, wenn es in einem Themenschwerpunkt um gewaltvolle Themen ging. Herausfordernd war dabei nicht die Triggerwarnung, sondern die Auswahl, an welcher Stelle wir sie anbringen, denn unsere Themen sind gewaltvolle Themen, weil es in unserer Weiterbildung um Schwerpunkte wie Antisemitismus, Rassismus, Klassismus, Sexismus etc. geht. Missverst?ndnisse gab es wenige, nur ab und zu kam es über die Jahre vor, dass manche Teilnehmer*innen inhaltlich etwas anderes erwarteten, beispielsweise eine Weiterbildung zur Organisationsentwicklung oder Konfliktl?sung. Diesem konnten wir aber gut begegnen, indem wir verbindliche Informationsabende durchführen, auf unserer Webseite FAQs integriert haben und so verdeutlichen, was wir anbieten und was nicht. Vielleicht gibt es doch auch ?berraschendes: mit Blick auf die vielen Weiterbildungen, die wir bisher durchführten, sind wir doch auch überrascht, wie viele Menschen wir von unserem Konzept begeistern konnten. Es gibt in verschiedenen St?dten selbstorganisierte SOJU-Gruppen, ein regelm??iges SOJU-Zoom-Café etc., also Orte, an denen sich Absolvent*innen austauschen, Bündnisse schlie?en und unser Konzept weitertragen.

FZ: Wie sieht Ihre Vision für eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft aus?

GP: Das ist eine sehr gro?e Frage. In unserem Buch ?Praxishandbuch Social Justice und Diversity“ (2029) benennen wir die Vision als konkrete Utopie mit Radical Diversity als Grundlage pluraler Gesellschaften und ihren Institutionen. Das unterstreicht, dass Vielfalt (Diversity) nicht allein ausgehend von der gegebenen Verteilung von Privilegien und/oder Sichtbarkeit gedacht werden kann, als Vielfalt in Abgrenzung zu einer Dominanzposition oder einer vermeintlichen Normalit?t etwa. Vielmehr geht es uns darum, Vielfalt von einem Zustand aus zu denken, in dem die sozialen Verh?ltnisse bereits andere w?ren, und es geht darum, die eigene Praxis daran auszurichten. Konkret ist diese Utopie, insofern sie, in Form einer kritischen Praxis, in Handlungen im Hier und Jetzt verankert ist. Das bedeutet ein Handeln im Hinblick auf institutionelle R?ume, Diskurse und kulturelle Praxen zugunsten der Realisierung von Social Justice (als Anerkennungs-, Verteilungs-, Bef?higungs- und Verwirklichungsgerechtigkeit) und zugunsten eines Mainstreams von Heterogenit?t, Vielfalt und radikaler Diversit?t. In der Weiterbildung vermitteln wir Radical Diversity als kritische Praxis, der es um die Ver?nderung homogener Institutionen und Praxen hin zu einem Mainstream der radikalen Verschiedenheit und gesellschaftlichen Pluralit?t geht. Dabei loten wir mit den Teilnehmer*innen konkrete Handlungsoptionen in ihren Arbeits- und Lebensbereichen aus. Die konkrete Utopie als Radical Diversity verknüpfen wir also unmittelbar mit Ver?nderungs- und Handlungsstrategien, die auf eine inklusive und partizipative Gesellschaft für alle Menschen in ihrer radikalen Verschiedenheit abzielt. Wichtig ist uns hierbei, dass es nicht darum geht, dass Menschen unterschiedlich sind, weil sie Dinge unterschiedlich tun und betrachten, weil sie anders fühlen oder handeln; vielmehr wird ihre radikale Verschiedenheit erst relevant, wenn sie aufgrund bestimmter Diversitykategorien, Privilegien haben oder Diskriminierung erfahren. Die konkrete Utopie, um die es uns geht, ist eine plurale Gesellschaft, eine plurale Demokratie, in der Menschen ohne Diskriminierung leben k?nnen. Daran festzuhalten, meint nicht naiv zu sein und daran zu denken, dass wir es erleben werden. Es meint ein fernes Ziel zu formulieren, um diskriminierungskritische Praxen zu fokussieren und angehen zu k?nnen. Den Begriff Pluralit?t verwenden wir nicht als Beliebigkeit, alles tun zu k?nnen. Zentral ist für uns immer der Referenzrahmen, n?mlich das Prinzip der Gewaltfreiheit und die Geltung der UN-Menschenrechtscharta.

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