Denkmalgerechtes Entwurfskonzept Villa Gerstenberg
Konzeptionelle Betrachtung und Entwicklung beim Umbau und der Sanierung denkmalgeschützter Villen im Raum Berlin am Beispiel der Villa Gerstenberg
Allgemeines
Eine einfache Definition des Denkmalschutzes gibt es nicht. Oft scheint der Umgang mit den Denkm?lern willkürlich und von Fall zu Fall unterschiedlich. Doch sollte der Umgang mit dem Bestand der schon Jahre vor uns existiert hat nicht grundlegend in jeder Planung und Umnutzung auf den Substanzschutz gerichtet sein? Auf Grundlage dieser Fragestellung wird die Definition einer denkmalgerechten Sanierung anhand eines aktuellen Instandsetzungsprojektes er?rtert. Dabei werden Planungsgrunds?tze festgelegt, die sich mit den Themen Authentizit?t, Substanzerhaltung und Nachhaltigkeit auseinandersetzen.
Die 1903 von Otto Gerstenberg im neobarocken Stil errichtete, heute nach ihm benannte Villa Gerstenberg, hat in Folge mehrerer Bauphasen und Nutzungs?nderungen eine Vielzahl von Um- und Anbauten erfahren. 2014 wurde der Bestand des Ursprungsbaus, sowie die Nebengeb?ude und die Parkanlage, ohne die nachfolgenden Erweiterungen, unter Denkmalschutz gestellt. Zentraler Mittelpunkt des Denkmalschutzes stellt das noch bauzeitlich erhaltene historische Treppenhaus dar.
In einer gerade laufenden Instandsetzungsma?nahme wird die Villa Gerstenberg als Einfamilienhaus in ihre ursprüngliche Nutzung zurückgeführt. Die Sanierungsma?nahme in Berlin Schmargendorf wird dazu genutzt, sich kritisch mit der Umplanung von Villen in Berlin unter dem Aspekt der Denkmalgerechtigkeit auseinanderzusetzen und unter Berücksichtigung der entwickelten Planungsgrunds?tze eine daraus resultierende alternative denkmalgerechte Entwurfsplanung zu entwickeln.
Konzept
Auf Grundlage der selbstst?ndig entwickelten Definition des Denkmalschutzes, sieht das ausgearbeitete Konzept eine Kunsthochschulnutzung vor, bei dem der Schwerpunkt bewusst den Erhalt des Bestandes in den Vordergrund stellt. Die Idee entstand im Zuge des Abbruchs des Galerieanbaus, infolge einer nicht mehr gegebenen Standsicherheit. Mit der Pr?misse den Bau nicht in seiner ursprünglichen Form zu rekonstruieren, aber die Nutzung aus dem Jahre 1908 dort wieder zu integrieren, entstand der Entwurf eines neuen Galerieanbaus als Ausstellungsraum und daraus die Idee, den Schwerpunkt Kunst, in das Gesamtkonzept zu integrieren. Der bauzeitliche Natursteinsockel des Galerieanbaus bleibt erhalten und der Neubau gliedert sich in einer eleganten offenen Stahl-Holzkonstruktion über ihm an, sodass eine Verbindung zwischen Alt und Neu erwirkt wird und gleichzeitig eine bewusste Abgrenzung zum ursprünglichen Bestand entsteht. Im Hauptgeb?ude finden neben den Seminarr?umen, Büros, Arbeitsbereiche, Werkst?tten und eine gro?e Mensa Platz. Die Nutzungsvariante erm?glicht einer Vielzahl von Besuchern, den denkmalgeschützten Bau zu erleben und nutzen zu k?nnen. Zudem werden im Süd-?stlichen Anbau und der Remise Wohnungen geplant, die nicht nur den Erstsemstern einen schnelleren Einstieg ins Studium erm?glichen, sondern auch den Bedarf gemeinwohlartiger Wohnungen in Berlin f?rdern. Zus?tzlich wird mit dem Entwurf der direkte Bezug zum Bauherrn gezogen, der ein gro?es Interesse an der Kunst hatte. Auch die institutionelle Entwicklung in Dahlem und die N?he zur Freien Universit?t Berlin unterschützen die historische Entwicklung der Villenkolonie.
Die planerische Anordnung der einzelnen Nutzungsbereiche im Entwurf, orientiert sich grundlegend an den in den unterschiedlichen Bauzeiten entstandenen Geb?udekomplexen. Der Hochschulbetrieb, mit den Schulungsr?umen und den Büros, als zentrale Nutzungseinheit, gliedert sich entwurfstechnisch im Haupthaus an. Die Werkst?tten werden abgegrenzt zur Wohnnutzung, im süd-westlichen Anbau eingerichtet, der ursprünglich mal als OP-Komplex genutzt wurde. Der süd-?stliche Anbau und die Remise werden auf Grundlage der bereits bestehenden Zimmer- und Wohnstrukturen zu Studentenzimmern und WG's umgebaut.
Schwerpunkte in der Planung
Beginnend mit dem Dach ergibt sich die gr??te Differenz zur Ausführungsplanung, da der Dachraum im vorliegenden Konzept trotz Schadstoffbelastung erhalten bleibt. Hier reicht es aus, die belasteten und besch?digten H?lzer auszuwechseln. Ein Abbruch des gesamten Daches ist nach Rücksprache mit dem Holzschutzgutachter nicht n?tig. Das Dach wird folglich für keine wohnliche oder schulische Nutzung verwendet. Gro?e statische Eingriffe, wie Abbrüche von standsicheren Deckenbereichen werden nicht durchgeführt. Eine Ver?nderung oder Erweiterung wird durch den ausreichenden Platzbedarf zudem nicht in Anspruch genommen. Lediglich der Galerieanbau wird neu integriert auf dem Bestand aufgebaut.
Das planerische Konzept orientiert sich weitestgehend an den bestehenden Raumstrukturen. In Folge der Gew?hrleistung einer Barrierefreiheit, werden in den Sanit?rbereichen Ver?nderungen notwendig. Auch zur Gew?hrleistung ausreichender Arbeitspl?tze zum Zeichnen und für ausreichend gro?e Schulungsr?ume mussten Innenraumstrukturen angepasst werden.
Statische Betrachtung
Die Stahlkonstruktion besteht aus mehreren Zweigelenkrahmen, die in den Fu?punkten als gelenkig bemessen sind. Der Achsabstand der Rahmen betr?gt 3,15 m. Die Dachkonstruktion ist auf Holzpfetten, die in einem Abstand von 1,0 m angeordnet werden, aufgelagert. Die Dachform wird als Satteldach mit 45° Dachneigung ausgeführt. Zus?tzlich werden in dem ersten und letzten Feld Verb?nde angeordnet, die die Stabilit?t der Rahmen zus?tzlich verst?rken und die Windlasten auf die Giebelw?nde in die Stützen abtragen. Die Haltepunkte sind in den Bereichen der Stahlstützen und der Firstpunkte angeordnet. Somit ist eine ca. 50° Neigung des Verbands realisierbar. Die Haltepunkte sind in der Bemessung der Stabilit?t der Riegel berücksichtigt.
Projektbeteiligte
Projektleitung
Projektleitung
Dipl.-Ing. Christian Boeing
Masterabsolventin
Leonie Franke